Im Juli kündigte die PV eine pro-palästinensische Demonstration an. Viele Aktivist:innen bereiteten sich vor, mobilisierten Strukturen, organisierten Anreisen und planten lokale Aktionen. Die Vorfreude war groß, und die Demo sollte ein starkes Zeichen der Solidarität setzen.
Doch dann kam die Nachricht: Die Demo wird verschoben. Als Begründung hieß es, man wolle nicht riskieren, dass Hamas-Fahnen auftauchen. Auf den ersten Blick mag dies wie ein pragmatischer Sicherheitsgedanke wirken. Doch betrachtet man das Timing und die Art der Kommunikation, wird schnell klar, dass diese Entscheidung weitreichende negative Folgen hat – sowohl für die Glaubwürdigkeit der PV als auch für die pro-palästinensische Bewegung insgesamt.
Die Verschiebung fiel mitten in die Sommerpause. In dieser Phase ist politische Präsenz ohnehin schwierig, und dennoch ist gerade jetzt Sichtbarkeit entscheidend. Wer aus Angst vor potenziellen Symbolen zurücktritt, sendet ein Signal: Protest sei kontrollierbar, entschärfbar, optional. In einer Bewegung, die ohnehin unter Druck steht und deren politische Handlungsfähigkeit kritisch beäugt wird, ist das fatal.
Die Entscheidung wirft mehrere Fragen auf:
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Priorität der Bewegung: Ist die Vermeidung bestimmter Symbole wichtiger als klare politische Positionen?
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Vertrauensverlust: Viele in der pro-palästinensischen Szene fühlten sich enttäuscht – Engagement wurde entwertet, Aktivist:innen vor Ort verunsichert.
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Politische Wirkung: Wer zurücktritt, um Konflikte oder negative Publicity zu vermeiden, schwächt die gesamte Bewegung. Protest lebt von Sichtbarkeit, von öffentlichem Druck und von der Bereitschaft, unbequem zu sein.
Es geht hier nicht darum, Fahnen oder Symbole unkontrolliert zu tolerieren – aber politische Bewegungen sollten nicht aus Angst vor Reaktionen ihre Handlungsfähigkeit aufgeben. Solidarität ist keine Teilzeitaufgabe. Sie endet nicht an der Sommerpause oder beim Risiko unliebsamer Symbole.
Die Entscheidung, die Demo abzusagen, zeigt ein strukturelles Problem: die Priorisierung von Image über Aktivismus. Die Glaubwürdigkeit der PV in der pro-palästinensischen Szene war ohnehin angeschlagen. Nach dieser Verschiebung fällt sie noch weiter. Das Vertrauen, das mühsam aufgebaut wurde, wurde durch kurzfristiges Abwarten und Zurückziehen untergraben.
Fazit
Solidarität, politische Haltung und Aktivismus müssen auch dann bestehen, wenn es unbequem wird. Die pro-palästinensische Bewegung in Deutschland braucht klar kommunizierte Positionen, Verlässlichkeit und Engagement, statt kurzfristiger Rückzugsentscheidungen aus Angst vor Symbolen.
Palästina macht keine Sommerpause. Die Bewegung, die es unterstützt, sollte es auch nicht. Wer sich in Momenten des Drucks oder der Unsicherheit zurückzieht, riskiert mehr als kurzfristige organisatorische Probleme – er riskiert das Vertrauen, die moralische Integrität und die langfristige Wirksamkeit der eigenen politischen Arbeit.
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